Mittwoch, 27. Mai 2015

Jürgen Vogel: Der andere Ich

Den Autor Jürgen Vogel habe ich bei "Whatchareadin" kennen gelernt. Netterweise hat er mir sein aktuelles Buch "Der andere Ich" geschickt. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn die Geschichte, um die es in dem Buch geht, ist ein Knaller. Auf den ersten Seiten plätschert sie zunächst vor sich hin … aber dann, zack! auf einmal befindet man sich in einem mysteriösen Rätsel. Doch von Anfang an:

David Adolphy hat beruflich in Barcelona zu tun. Bei einem Streifzug durch die Stadt, stößt er mit Silvia zusammen, die ihn fassungslos anstarrt. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person einem anderen Menschen wie ein Haar dem anderen gleicht, ohne mit ihm verwandt zu sein und dann noch in dessen Wirkungskreis gerät? Die Wahrscheinlichkeit müsste gleich Null sein (behaupte ich mal). Doch genau dieser Fall ist eingetreten. David Adolphy ist das genaue Abbild von Silvia's verstorbenem Ehemann, Philippe. Er sieht aus wie Philippe, seine Bewegungen, seine Gesten und Mimik entsprechen Philippe. Er könnte tatsächlich Philipppe sein. Silvia ist durch den Tod ihres Mannes traumatisiert, umso mehr verstört sie die Begegnung mit David, seinem Ebenbild.

David und Silvia verbringen in den nächsten Tagen viel Zeit miteinander. Silvia und ihre beiden Kinder werden David immer vertrauter. Er schlüpft sozusagen in das Leben von Philippe. Doch das Ende von David's Barcelona-Reise naht …..
" 'Im Sommer des letzten Jahres ist mein Philippe gestorben und nun sitze ich hier einem Mann gegenüber, der mich mit den gleichen Augen ansieht und mich mit demselben Lächeln anlächelt. du hältst mir Hände entgegen, welche die seinen zu sein scheinen. Du sprichst mit mir und ich erkenne keinen Unterschied in der Stimme…. Und wenn du mich zur Begrüßung umarmst, spüre und rieche ich sogar Philippe, obwohl ich natürlich weiß, dass du es bist, David.' "
Barcelona
Während seines Aufenthalts durchstreift David die Stadt und besucht viele Sehenswürdigkeiten. Man merkt, dass Jürgen Vogel einen Bezug zu Barcelona hat, da er unter anderem in Spanien aufgewachsen ist. David zeigt dem Leser die Stadt. Man geht mit ihm auf Besichtigungstour und lässt sich von dem Charme der Stadt verzaubern.
"… und einem Schaufensterbummel entlang des Passeig Gracia war es dann auch bereits so weit. Schon bei meinem früheren Aufenthalt in Barcelona hatte ich den Park besucht, schließlich zählt er zu den Hauptattraktionen der Stadt. Erneut genoss ich auch dieses Mal den Ausflug in jene wunderbare Gartenanlage Gaudís."
Traumsequenzen
In der Geschichte trifft man auf Traumsequenzen, die David erlebt. Seine Träume werden von Philippe und Joshua, einem Jugendfreund, beherrscht. Ich habe mich gefragt, was diese Träume zu bedeuten haben. Handelt es sich etwa um Hinweise auf das Geheimnis um David/Philippe? Auf jeden Fall verleihen diese Traumsequenzen der Geschichte etwas Surreales und Geheimnisvolles.

Sprachstil
Anfangs hatte ich ein bisschen Mühe, in das Buch reinzukommen. Der Sprachstil ist zu Beginn ein wenig holprig. Man stolpert über Wörter, die merkwürdig gekünstelt wirken, z. B. "derangiert", "wahrlich", "anmuten", "ein Versprechen abringen".
Aber nach ein paar Seiten wandelt sich der Stil. Er wird lockerer und flüssiger. Auf einmal befindet man sich im "Lesefluss", aus dessen Strömung man nicht so ohne Weiteres herauskommt. Denn man will unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht. Insofern ist der schwierige Sprachstil am Anfang des Buches durchaus zu verschmerzen, da man durch die gesamte Geschichte mehr als entschädigt wird.


Das Buch ist mit seinen knapp 120 Seiten recht flott zu lesen. Wer auf Geheimnisvolles und Rätselhaftes steht, ist bei diesem Buch auf alle Fälle gut aufgehoben. Mir hat es gefallen.