Donnerstag, 18. September 2014

Katarina Bivald: Ein Buchladen zum Verlieben



Das war mal wieder eine richtig schöne Geschichte über die Liebe zu Büchern. Die Autorin hat zehn Jahre in einer Buchhandlung gearbeitet: Sie sagt von sich selbst: „Ich war nie in den USA, aber ich bin dort aufgewachsen. Mit Fannie Flagg, Annie Proulx, Louisa May Alcott und Marshall Grover. Das ländliche Amerika war mir so nah wie die kleine schwedische Vorstadt, in der ich zufällig geboren wurde. Und ich wusste immer, dass ich eines Tages schreiben würde. Schon als Kind erzählte ich ständig Geschichten.“
Zum Glück hat sie das getan. Denn „Ein Buchladen zum Verlieben“ ist so eine schöne Geschichte. Nicht nur, weil es viel um Bücher geht (und diesmal kenne ich die meisten der hier aufgeführten Schriftsteller und ihre Bücher zumindest vom Namen und Titel her), da bin ich ja eh voreingenommen. Katarina Bivald hat eine wundervolle Art, über Orte und Menschen zu schreiben. Nun aber zur Geschichte:
Sara (28) und Amy (65) sind Brieffreundinnen. Sie tauschen sich über Bücher aus, aber nicht nur. Anhand von Amys Briefen lernt Sara den Ort Broken Wheel, irgendwo in Iowa, und seine Bewohner kennen. Als sie nach Amys Einladung nun hier ankommt, muss sie erfahren, dass ihre Brieffreundin gestorben ist. Doch die Leute von Broken Wheel kümmern sich um Sara. Sie wohnt in Amys Haus und verhungern tut sie auch nicht. Zu ihrem Leidwesen nimmt nur niemand Geld von ihr. So überlegt sie, was sie den Leuten zurückgeben kann. Und langsam wächst in ihr ein Gedanke: Ein Buchladen.
Broken Wheel ist am Aussterben. Könnte ein neuer Buchladen nicht dafür sorgen, dass wieder mehr Leben in den Ort kommt? Nur sehr schleppend wächst das Interesse an Büchern. Dabei gibt sich Sara viel Mühe, sich tolle Kategorien auszudenken: „Für Freitagabende und faule Sonntage im Bett“ zum Beispiel.
Sara richtet so nach und nach neue Regale ein. Eines soll „Autoren zum Anfassen“ benannt werden. Für Schriftstellerbiografien. Oder auch für Bücher, die von Büchern handelten. Und alleine dafür könnte ich dieses Buch schon lieben, würdigt es doch mein absolutes Lieblingsbuch:

„... und Helene Hanff war der Grund, warum sie jetzt hier stand und überlegte, ob Amy wohl Bücher weggeworfen hätte.
Sie hatte gerade ,84, Charing Cross Road‘ ins Regal gestellt, vermutlich eins der reizendsten Bücher über Bücher, das je geschrieben worden war, selbst nach dem Erscheinen von ,Deine Juliet – Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf‘.
[...] Miss Hanff konnte nicht begreifen, dass jemand Bücher nicht wegwerfen mochte. Für sie gab es nichts, was weniger heilig gewesen wäre als ein schlechtes oder mittelmäßiges Buch, aber da konnte Sara ihr nicht zustimmen.

Es gibt so viele schöne Sätze, die ich hier zitieren könnte. Auf einer Seite wird zum Beispiel beschrieben, wie sich Saras Leseverständnis für Jane Austens Bücher entwickelt hat. Aber es wird zu viel.

Saras Visum neigt sich langsam dem Ende entgegen. Da überraschen die Einwohner von Broken Wheel Sara mit einem Heiratsantrag. Ob und was daraus wird, lest selbst. Ich kann euch dieses Buch wärmstens empfehlen.

Ich vergebe freudestrahlend 10 von 10 Punkten.