Dienstag, 24. September 2013

Carlos Ruiz Zafón: Der Schatten des Windes


So gut wie auf einen Rutsch habe ich "Der Schatten des Windes" von Zafón gelesen. Ohne mir nebenbei Notizen zu machen, was ich ja in der Regel für mein Tagebuch immer mache. Aber das Buch hat mich so gefangen gehalten, dass ich einfach immer nur lesen konnte, wenn ich es in die Hand nahm. 
Es ging hier nicht um eine lineare Geschichte. Ich hatte eher das Gefühl mehrere kleine Geschichten zu lesen, da man von so manchen Figuren etwas aus der Vergangenheit erfuhr. Ein Buch voller Geheimnisse, sehr düster, fast schon deprimierend. Aber was für eine schöne Erzählweise, richtig fesselnd.

Sonntag, 8. September 2013

Mia Farrow: Dauer hat, was vergeht

Das Buch beginnt mit Mia Farrows Kindheit. Und als sie neun geworden war, endete sie auch schon. Seit Wochen schon stimmt etwas nicht mit ihr. Müdigkeit und Schlaflosigkeit quälten sie. Kein Arzt findet heraus, was das ist.
An ihrem neunten Geburtstag nun klappt Mia zusammen und muss ins Bett. Und nachdem man ihr Flüssigkeit aus dem Rückenmark entzogen und diese untersucht hat, wurde sie sofort in eine Klinik gebracht. Kinderlähmung wurde festgestellt.

Wenn die Kinderlähmung das Ende meiner Kindheit bedeutete, dann stattete sie mich zugleich mit elementaren Überlebensfähigkeiten aus. Ich entdeckte, daß man immer noch weitgehend seine Haltung bestimmen kann, wieviel man auch verloren haben mag. Wenn man gesund bleibt und ein wenig Mut und Phantasie besitzt, hat man die inneren Reserven, um sich ein neues Leben aufzubauen - vielleicht sogar ein besseres. Ich sah, wie zerbrechlich die Grundlagen unseres Lebes sind und wie leicht man herausgerissen und in das Reich von Unsicherheit, Angst, Schmerzen und Tod geworfen werden kann. Ich lernte, daß einem nichts wirklich gehört, und dass der einzige echte Besitz im Augenblick des Gebens liegt. Und ich lernte ein wenig über Freundschaft und wie sie den dunkelsten Abgrund erleuchten kann...

Diese Erfahrung schon mit neun Jahren machen zu müssen, ist doch furchtbar.

Im Folgenden lernen wir die Geschwister von Mia Farrow kennen und die Freunde, mit denen sie draußen spielte.
Auch ihre Eltern stellt sie vor: Mutter Maureen O'Sullivan, die mit Johnny Weissmüller sechs Tarzanfilme drehte. Und Vater John Villiers Farrow, Filmregisseur in Hollywood.
Schon mit drei Jahren lernte Mia Farrow die Filmwelt kennen. Ihr drittliebster Erwachsener war der französische Schauspieler Charles Boyer, der mit seiner Familie nur ein paar Häuser weiter wohnte. Der nahm sie wahr und zeigte sogar Interesse für das, was die Zehnjährige ihm erzählte. Eines Tages sagte er zu ihr:

Du wirst ein wunderbares Leben haben, aber auch ein schwieriges, glaube ich.

Aber anfangen konnte sie damit noch nichts.
Zu Herzen gehend berichtet sie über den Tod ihres Bruders Mike. So überraschend, unvorbereitet.
Zwei Jahre später hat die Familie noch nicht wieder zueinander gefunden.


Sosehr ich mich auch danach sehnte, es war unmöglich, mit einem meiner Elternteile über wichtige Dinge zu sprechen. Um mich herum breitete sich langsam das Gefühl aus, versagt zu haben. Auch meine Geschwister gerieten in diesen Strudel: Wir hatten, jeder für sich allein, viel zuviel durchgemacht, und in der Isolation, die Schmerz und Trauer uns auferlegt hatten, konnten wir uns nicht mehr erreichen.

So verkroch sich Mia in ihre Bücher und hoffte, ins Kloster aufgenommen zu werden. Was ihre Eltern dann doch beunruhigte.
Doch mit 17, nach dem Highschool-Examen, wollte sie dann doch lieber Kinderärztin werden.
Und dann starb ihr Vater. Zwei Monate später lernte sie Salvador Dali kennen, der sie

in die Welt des Surrealismus einführte, er kappte die Halteseile meiner Gedanken und schleifte die Mauern in meinem Kopf.

Mia übernahm kleine Rollen, weil die Mutter es nicht schaffte, die Familie alleine zu ernähren. Gleich ihre erste Serie, die sie drehte, "Peyton Place" (u. a. mit Ryan O'Neal), war ein Erfolg und machte sie berühmt.
Mit 19 verliebt sie sich in Frank Sinatra. Sie hielten ihre Beziehung geheim. Seine Töchter waren älter als Mia, doch sie verstanden sich gut.
Bei einer Wohltätigkeits-Show zeigten sie sich das erste Mal gemeinsam. Und dann war nichts mehr wie vorher. Mia wünschte sich die frühere Zeit her, denn nun sah sie Frank kaum noch.

Die Trennung von Frank Sinatra kam überraschend für Mia Farrow. Sie drehte "Rosemaries Baby" mit Roman Polanski. Diese Drehzeit fiel in den Beginn eines anderen Projekts, in dem sie mit ihrem Mann spielen sollte. Er stellte sie vor die Wahl. Und plötzlich steht ein Anwalt mit Scheidungspapieren vor ihr.
Mia geht nach Indien, um zu meditieren. Sie versucht, sich selbst wiederzufinden. Nach ihrer Rückkehr trifft sie sich wieder mit Frank, doch sie kommt

zu der Einsicht, daß Frank und ich nicht für eine gemeinsame Zukunft planen sollten.

Im August 1968 waren sie dann geschieden. Sie lernt André Previn (Komponist, Pianist und Dirigent) kennen. Sie bekommen Zwillinge, zwei Jungen, von denen einer autistisch ist. Es ist 1970/71, über Autismus weiß kein Arzt etwas. So versucht Mia selbst alles, um zu ihrem Sohn durchzudringen.
Das Ehepaar adoptiert drei vietnamesische Mädchen aus Waisenhäusern. Für das dritte Mädchen musste Mia ein Jahr lang kämpfen.

Die Anzahl der Visa, die einer amerikanischen Familie zum Zwecke der Adoption zugebilligt wurden, waren auf zwei begrenzt.

Doch sie versuchte alles, bis schließlich der Kongress eine Gesetzesänderung durchführte.
Mia und André leben sich auseinander. Für den Film "Hurricane" (der mir persönlich als einziger mit ihr in Erinnerung ist) reist sie mit ihren Kindern nach Bora Bora in die Südsee. Wo man bei Sternenlicht lesen kann. Hier vertieft sie sich in die Bücher von Dostojevskij.
Das Paar trennt sich.

Den letzten größten Raum ihrer Erinnerungen nimmt die Beziehung zu Woody Allen ein. Und mir ist nun auch wieder richtig bewusst geworden, warum ich Woody Allen so unsympathisch finde. So genial seine Filme vielleicht sein mögen, ich kann es nicht beurteilen, als Mensch ist er ein Krüppel.
Vielleicht erinnert ihr euch: In den 90er-Jahren gab es Schlagzeilen, wonach er mit einer der Adoptivtöchter Mias eine sexuelle Beziehung hatte. Das kam mir erst jetzt wieder richtig in Erinnerung. Wie krankhaft seine Beziehung zu einigen ihrer Kindern aber wirklich war, habe ich erst aus diesem Buch erfahren. Und nur, um die Kinder zu schützen, ist der Mann ohne Strafe davongekommen.