Dienstag, 14. August 2012

Siegfried Lenz: Schweigeminute

Gestern Abend und heute habe ich Siegfried Lenz' Schweigeminute genossen. Obwohl die Geschichte ja eher traurig ist. Eine Lehrerin und ein Schüler, das kann ja aber auch nicht gut ausgehen. Beim Lesen hatte ich das starke Gefühl, irgendwo am Wasser zu sitzen, die Möwen kreischen, die Wellen plätschern zu hören. Ein tolles Lesegefühl.
Aber es war anfangs auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Lasen sich doch Sätze wie diese

Ich legte einen Zwischenspurt ein oder tat das, was ich dafür hielt, und ich zog einige Meter davon, fast schon gewiß, daß ich vor ihr den Strand erreichte, doch dann reckte sie einen Arm und winkte; so winkt nur einer, der sich seiner Überlegenheit sicher ist, fröhlich, nachsichtig, und sie zog an und kam rasch auf mit wirbelndem Beinschlag, ich hatte den Eindruck, daß eine Schiffsschraube sie antrieb. Wie leicht zogst du an mir vorbei, Stella, ich versuchte es erst gar nicht, dich einzuholen, ich gab auf, ließ mich zurückhängen und beobachtete, wie du an den Strand watetest ohne ein Zeichen der Erschöpfung.

(Nicht nur von Satz zu Satz, sondern auch mitten drin)

Ich wartete darauf, daß sie sich zu mir setzte, doch sie tat es nicht, sie trat ans Fenster und blickte hinaus, gerade so, als suchtest du etwas, einen Zuspruch, eine Eingebung.

nicht ganz so flüssig.